Borken

Mehr als 40 Anträge in Sitzung

Auch in diesem Jahr freuen sich die Initiatoren der Aktion „Nachbarn helfen“ wieder über die imposante Unterstützung. Gudrun Weber und ihre Kolleginnen der Caritas haben jedenfalls schon alle Hände voll zu tun.

Seit vielen Jahren unterstützt die Bürgerstiftung Aktive Bürger Borken die Aktion „Nachbarn helfen“, indem sie sogenannte Weihnachtstüten für Einzelpersonen und Familien mit Lebensmitteln und Süßigkeiten packt. 200 dieser Tüten waren es in diesem Jahr. „Die ‚Familientüten‘ enthalten zusätzlich Dinge, über die sich besonders Kinder freuen“, so Elisabeth Hüls von der Bürgerstiftung. Bei dieser „Packaktion“ werden sie unterstützt von Zeitstiftern und Aktiven der Aktion „Nachbarn helfen“.

Rund 1700 Euro stellt die Bürgerstiftung dafür bereit. Dieses Geld stammt zum Teil aus der Pfandbon-Aktion bei den Wilger-Märkten, berichtet Beate Dillage-Wiechmann von der Bürgerstiftung.

Die gefüllten Tüten, wobei es sich mittlerweile um Turnbeutel aus Stoff handelt, kommen bei den Empfängern immer gut an, da sie mit einem Geschenk gar nicht gerechnet haben.

Gudrun Weber und ihre Helfer von der Caritas helfen ebenfalls kräftig beim Gelingen der Aktion mit. Sie unterstützen etwa die Antragsteller im Vorfeld zum Beispiel beim Ausfüllen des Formulars. Sie prüfen alle notwendigen Unterlagen, damit im Anschluss bei den Sitzungen eine schnelle, unbürokratische Entscheidung über die Höhe der Hilfe gefällt werden kann.

„Alle Termine für dieses Jahr sind bereits vergeben“, teilte Gudrun Weber zu Beginn der ersten Sitzung des Vergabegremiums mit. So lagen dem Gremium der Aktion „Nachbarn helfen“ bei seinem ersten Treffen bereits 46 Hilfsanträge von Familien und Einzelpersonen aus dem BZ-Verbreitungsgebiet vor.

Gründe für eine Antragstellung gibt es verschiedene, aber eines haben alle, die um Unterstützung bitten, gemein – zu wenig Geld, um sich oder ihren Kindern einen Wunsch zu Weihnachten zu erfüllen.

Das Gremium von „Nachbarn helfen" – Stephan Schmidt, Simone Stepper, Julienne Meissner (Borkener Zeitung), Josef Farwick (Lions Club) und Gudrun Weber (Caritas) – konnte bei seinem ersten Treffen Unterstützung in Höhe von 8150 Euro bewilligen. Zu dem bewilligten Betrag, über den es einen Scheck gibt, erhielten die Empfänger in den vergangenen Jahren zusätzlich bei der Übergabe die bereits genannten Weihnachtstüten. So manch einer, der sonst keine Geschenke zu Weihnachten bekommt, weil es niemanden gibt, der ihn beschenkt, packt sie erst an Heiligabend aus, haben die Verteiler in den vergangenen Jahren immer wieder gehört.

Für die nächste Sitzung des Gremiums am kommenden Montag liegen bereits etliche neue Anträge vor, weitere Treffen sind ebenfalls schon terminiert. Das Spendenbarometer zeigt aktuell eine Summe von 15.125 Euro an. Das ist der Betrag, der seit Ende der letzten Aktion, im Januar diesen Jahres, eingegangen ist.

Für die Aktion kann auf das Konto 12345 von Nachbarn helfen bei der VR-Bank Westmünsterland gespendet werden.

Weitere Informationen zu der seit 22 Jahren aktiven Hilfsaktion gibt es zudem online unter www.nachbarn-helfen.com.

leißige Tütenpacker im Lager des Lebensmittelgeschäftes Wilger: Beate Dillage-Wiechmann, Josef Farwick, Johannes Leuger, Ralph Wiechmann (linke Reihe) sowie Rita Farwick, Gisela Leuger, Elisabeth Hüls (rechte Reihe).pd

Asset-Herausgeber

Der Aufbau wird noch Jahre dauern (30.09.2021)

Der Aufbau wird noch Jahre dauern (30.09.2021)

Spenden für Bad Münstereifel

Aktuelle Aufnahmen aus Bad Münstereifel zeigen immer noch die schweren Schäden, die das Hochwasser hinterlassen hat. Foto: privat

 

BAD MÜNSTEREIFEL/ BORKEN. Über 100.000 Euro haben Menschen aus Borken gespendet, um den Wiederaufbau in Bad Münstereifel nach der Flutkatastrophe zu unterstützen. Zweieinhalb Monate ist es her, dass die Erft über ihre Ufer trat und große Teile der historischen Altstadt zerstörte. „Es ist eine Menge passiert seither“, sagt Sean Harris vom Lions-Hilfswerk Nordeifel, das auch die Spenden aus Borken verteilt hat.

„Diese außerordentliche Hilfsbereitschaft aus Borken hat vielen Menschen hier unheimlich geholfen“, dankt er den Spendern aus dem Westmünsterland, die neben Geld auch Waschmaschinen, Wäsche- und Bautrockner zur Verfügung gestellt haben. Mehrere Stunden pro Tag ist Harris derzeit damit beschäftigt, die Geräte zu den Menschen zu bringen. „Das geht teilweise erst jetzt, weil die Keller zunächst mal getrocknet werden mussten“, sagt Harris. „Wo das noch nicht so weit ist, stellen die Bewohner die Waschmaschinen zunächst in die Garage, um sie überhaupt nutzen zu können.“

Dass längst noch nicht alle Häuser wieder bewohnbar sind, zeigt auch im Nachhinein die ganze Dramatik der Hochwasser-Katastrophe. Die Folgen sind überall zu spüren. „Viele Menschen, die ich jetzt treffe, stecken nach wie vor in einem ganz tiefen Loch“, sagt Harris und erzählt das tragische Beispiel eines 88-jährigen Mannes, der vor einem Jahr seine Frau verloren hat. „Sein Haus ist zwar schwer beschädigt, aber das Schlimmste für ihn ist, dass die meisten Erinnerungsstücke an seine Frau für immer verloren sind.“

So erlebt Bad Münstereifel wie die gesamte Region derzeit die ganze Bandbreite der Gefühlslagen. Zu denen, die vor Optimismus sprühen, gehört Katharina Pütz. Sie ist Inhaberin des Buchladens „Die Leserei“ und hat eigentlich schwere eineinhalb Jahre hinter sich. Zuerst die lange Schließung wegen Corona. „Und dann dachten wir in den ersten beiden Juli-Wochen: ,Mensch, es geht ja wieder richtig bergauf‘.“ Bis das Wasser kam und auch ihren Laden völlig verwüstete. „Aber wir hatten doch noch Glück“, sagt sie, „unser Haus steht außerhalb und war nicht betroffen, wir sind alle gesund geblieben, da hat es andere viel schwerer getroffen.“ Mit Büchern hat sie ihre Kunden zwischendurch aus dem heimischen Wohnzimmer beliefert. „Das kannten wir nach Corona ja alles schon“, sagt sie lachend.

Nun geht es auch in der Leserei wieder spürbar voran. „Diese Woche fängt der Schreiner mit dem Boden an, und dann hoffen wir, dass wir zum Jahresende wieder öffnen können“, sagt die Buchhändlerin. Die Kunden würden sich das wünschen, sagt sie, auch als weiteres Zeichen, dass es wieder vorwärts gehe. Sie gehört zu denen, die viele dieser Zeichen sehen. „Jeden Tag, wenn ich in die Stadt komme, sehe ich etwas, wo es voran geht.“ Diesen Optimismus spüre sie weiterhin bei vielen Menschen in Bad Münstereifel.

Sean Harris sagt, die Lions werden die Soforthilfe, über die sie mehr als eine halbe Million Euro Spenden verteilen konnten, demnächst einstellen. „Dann geht es darum, langfristig bei den Menschen zu sein“, sagt er. Um zum Beispiel Menschen wie dem 88-jährigen Witwer beizustehen, sie nicht mit ihren Gedanken allein zu lassen.

Banner Startseite